PANEL „Soziale Landwirtschaft“

Das Panel Soziale Landwirtschaft – die gesellschaftsverändernde Dimension einer Landwirtschaft „für Mensch und Natur“.

Soziale Landwirtschaft: der Bauernhof als Setting für Soziale Arbeit und Pädagogik, als Chance der Einkommensdiversifizierung für landwirtschaftliche Betriebe, als Dienstleitung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, oder vielleicht viel mehr?

Wir möchten den Begriff Soziale Landwirtschaft erweitern –  i.S. eines Einfallstors zu einer „sozialeren“ Landwirtschaft, die sozialer für Mensch und Natur ist, die zur Gesunderhaltung von Menschen und Landschaften beiträgt. – U.a. mit Beiträgen von Jiří Prachař (Prag), Wilfried Buettner (Tempelhofer Berg e.V.), Lena Franke und Thomas van Elsen (DASoL).

Zum Weiterlesen:
www.soziale.landwirtschaft.de

Zum Begriff der Sozialen Landwirtschaft

Positionspapier mit politischen Forderungen von 2008

Link zu einem gerade fertiggewordenen Video von zwei Masterstudierenden aus Witzenhausen: https://youtu.be/QCvkAooBMzs

PANEL Regio-Kompass

In diesem Panel drehte sich alles um die aktuelle Situation in der Landwirtschaft und um die erwarteten Entwicklungen. Denn allzu oft wird über Ernährung und Landwirtschaft ohne Substanz diskutiert. Wie ist die Agrarstruktur in der Region, was wird angebaut und wie wird es sich verändern? Was ist mit der Art der Betriebe und der Wirtschaftlichkeit? Wie ist die Entwicklung für die Bauern und – oft vernachlässigt – die der Bäuerinnen? Welche Effekte können wir mit dem Umschwung auf deutlich mehr Bio erwarten? Was ist mit Klein- und Nebenerwerb? Wir bringen Beiträge aus verschiedenen Sichtweisen um zu mehr Klarheit beizutragen.

Referenten:

Michael Krumm (Abteilungsleitung Regierungspräsidium Freiburg Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen): Entwicklung der Landwirtschaft und der Agrarstruktur in der Region Freiburg

Lukas Kiefer (Uni Hohenheim): Rinderhaltung im Schwarzwald im Spannungsfeld zwischen bäuerlichen Strukturen, Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und naturschutzfachlichen Belangen

Nicolas Schoof: Ankunft des Wolfes und mögliche Herausforderungen für die Weidetierhaltung im Südschwarzwald

Philipp Weckenbrock (Forschungsgesellschaft Die Agronauten): Klimastudie Region Freiburg

PANEL „Stadt Land Plus – Regionalversorgung und Ernährungssouveränität“

Dieses Panel behandelte Wege und Strategien wie sich Stadtregionen stärker lokal versorgen wollen. Ansätze wie Market Gardening in der Produktion und der Lebens.Mittel.Punkte in der Distribution können dabei effektiv sein. Der Zugang zu peri-urbanem Land und die Re-Orientierung der Produktion auf lokale Bedürfnisse sind dafür weitere wichtige Vorraussetzungen. Das bedeutet, dass es politische Unterstützung und Strukturen braucht, um die Ausrichtung weg vom Weltmarkt hin zur stärkeren regionalen Resilienz zu ermöglichen. Dabei ist es auch wichtig, über die Vorteile eines solchen Paradigmenwechsels zu sprechen: Was sind die Potentiale der Regionalversorgung?

Referentinnen und Referenten:

Annabella Jakab (Netzwerk Flächensicherung) : Kooperationen zum periurbanen Flächenzugang

Urs Mauk (Netzwerk Market Gardening): Schnelle Gemüse-Versorgung für die Stadt auf wenig Raum

Gerolf Hanke (Ökoinstitut): Potentiale der Regionalität

Stephan Gothe (Regionalwert Impuls GmbH): Wertschöpfungsketten bespielen

PANEL Wer macht uns satt? – Landwirtschaftliche Arbeitsverhältnisse heute und im utopischen Morgen

Viele Hände waren beteiligt, bis die Gurke, der Spargel oder die Erdbeere schließlich auf unseren Tellern landen. Wer uns hier satt macht und wie es um die Arbeitsbedingungen steht, ist dabei weitgehend unsichtbar.

Schließlich findet der erste Kontakt mit Lebensmitteln in der Regel im Supermarkt statt – in einer Gesellschaft, in der heute lediglich 1,3% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiten.
Mit der Podiumsdiskussion „Wer macht uns satt? – Landwirtschaftliche Arbeitsverhältnisse heute und im utopischen Morgen“ haben wir diese Arbeitsverhältnisse in der Landwirtschaft aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Und gefragt:
Warum wird eine derart „systemrelevante“ Arbeit unter großer körperlicher Belastung so geringgeschätzt und schlecht entlohnt?
Was haben diese Verhältnisse mit Kapitalismus, Kolonialismus und Rassismus zu tun?
Wie kann globale Gerechtigkeit morgen auf unseren Tellern aussehen?
Die Klimakrise ist in vollem Gange während die Landwirtschaft weiterhin auf hohe Mechanisierung, Raubbau an Böden, Wasser und Biodiversität und Saisonarbeit setzt – Wie müssen wir landwirtschaftliche Arbeit in einer postfossilen Welt neu denken?
Welche Alternativen zu den vorherrschenden Verhältnissen gibt es schon jetzt, wohin soll die Reise gehen und welche Widersprüche und Hürden ergeben sich auf dem Weg?

Mit uns diskutierten:
Horst Ritter (Betriebsleiter Demeter-Gärtnerei Piluweri)
Interbrigadas (internationalistische Bewegung mit Nord/Süd-Fokus)
Martin Linser (Kreisverbandsvorsitzender des Badischen
Landwirtschaftlichen Hauptverbandes)
Tonia (Gärtnerin bei der Solawi Gartencoop Freiburg)
Moderation: Judith Petzold und Luciano Ibarra

PANEL „Klima und Landwirtschaft“

Verschiedene Facetten dieses wichtigen Themas wurden in diesem Panel beleuchtet: Es geht um Agroforst Ansätze, um Photovoltaik auf dem Acker und um CO2 Speicherung im Boden. Hier bereits ein Positionspapier zu Klimalandschaften und ein Positionspapier zur CO2 Bindung in Böden. Akteure aus Forschung und Praxis kamen zusammen um das Thema zu diskutieren.

Hans Martin Krause (FibL): CO2 Senke Acker

Eine zentrale Herausforderung unserer Zeit ist die Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion an den Klimawandel und die Schliessung von Stoffkreisläufen. Um die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abfedern zu können braucht es eine gesunde Bodenstruktur um den Wasserstress unserer Kulturpflanzen zu verringern. Massgeblich für die Bodenstruktur ist neben der standortgegebenen Bodentextur vor allem der Bodenkohlestoffgehalt. Kann eine biologische Bewirtschaftung dabei helfen Bodenstruktur aufzubauen und Stoffkreisläufe zu schliessen? Warum macht es keinen Sinn den Bodenkohlenstoff als CO2 Senke zu zertifizieren? Antworten dazu gibt es im Vortrag von Hans-Martin Krause, zusammen mit Ergebnissen aus einem 42 Jahre alten Systemvergleichsversuch

Sonja Kay (Agroscope Zürich): Agroforst als Klimaschützer

Streuobstwiesen, bestockte Weiden und Kastanienselven haben eine lange Tradition in unseren Regionen. Als «Klimaschützer» sind Agroforstsysteme – die Kombination von Bäumen und Sträucher mit Acker-, Gemüse- und Weinbau sowie Tierhaltung – jedoch sehr jung. Moderne Agroforstsysteme kennt man als Alley cropping, Kurzumtriebsplantage oder auch als Futterhecken. Sie erfreuen sich aufgrund ihrer positiven Umweltwirkungen auf Boden, Wasser, Luft, Klima, Biodiversität und Landschaft sowie gleichzeitiger Weiterführung der landwirtschaftlichen Produktion grosser Beliebtheit in Praxis und Politik. Jedoch sollte ein Agroforstsystem gut geplant sein. Denn Langfristigkeit steht an erster Stelle, wenn die Systeme ihr Umwelt- und Produktions-Potenzial über 60-100 Jahre hinweg voll entfalten sollen.

Prof. Dr. Andreas Gattinger, Justus-Liebig-Universität Gießen: „Make the cow green again“ – das Potenzial ökologischer Tier-Pflanzen-Agrarsysteme für die planetare Gesundheit

Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung der letzten Jahrzehnte ist gekennzeichnet von entkoppelten Stoffkreisläufen mit hohen Stickstoffüberschüssen, Treibhausgasemissionen, Flächenkonkurrenz, Bodendegradation und Problemen beim Tierwohl. Industrialisierung und Spezialisierung haben diese Entwicklungen vorangetrieben. Als eine Lösungsmöglichkeit, um die Stoffkreisläufe wieder zu schließen, gilt die Rinderhaltung in ökologischen Gemischtbetrieben für Milch, Fleisch und pflanzliche Lebensmittel. A. Gattinger zeigt in seinem Vortrag, welche Potentiale von solchen Tier-Pflanzen-Agrarsystemen mit Wiederkäuer ausgehen und wie diese zur Ökologisierung und zur Transformation des vorherrschenden Agrar- und Ernährungssystem beitragen können.

Eva-Maria Stollenwerk (ISE): Agri-PV

Fredi Rutschmann (Hof Gasswies): Klimaschutz auf dem Hof

Aus der Bauernperspektive berichtet Fredi Rutschmann vom Hof Gasswies, wie Klimaschutz auf einem Demeter-Betrieb mit Viehhaltung, Grünland, Obst, Ackerbau und Wald funktionieren kann. Seine innovativen Ansätze sind beispielhaft.

PANEL Ernährungsräte in Baden-Württemberg

Auftaktveranstaltung des „Netzwerks der baden-württembergischen Ernährungsräte“ mit ernährungspolitischen Sprechern des Landtags

Gemeinsam sind wir stärker – unter diesem Motto haben wir mit Euch den Auftakt des „Netzwerks der baden-württembergische Ernährungsräte“ gefeiert! Aktive der Ernährungsräte aus Freiburg, Heidelberg, Stuttgart und Tübingen-Rottenburg gaben einen Einblick, wie Ernährungsräte zu einer gelingenden Ernährungswende beitragen. Unter großem Gerassel übergaben wir unsere Deklaration an die ernährungs- und agrarpolitischen Sprecher des Landtags. Alle waren eingeladen, Kochlöffel und Küchenreiben mitzubringen, um gemeinsam Stimmung zu machen für die Agrar- und Ernährungswende in Baden-Württemberg!
Von einer Graswurzelbewegung zur gelingenden Ernährungswende….

PANEL Stadt Land Plus

Im Panel Gerolf Hanke (Öko-Institut), Annabella Yakab (Netzwerk Flächensicherung) und Urs Mauck (Netzwerk Market Gardening / Relavisio) – hier ihre Positionen zu unseren Fragen:

Gerolf Hanke  (Öko-Institut)

1) Was ist Agrikultur für Dich?

Bei Agrikultur – da stecken der Kulturbegriff und die Agrarproduktion drin. Für mich ist Agrikultur positiv konnotiert, ich denke an Ökologische Landwirtschaft, daran wie menschliche Kultur in Landwirtschaft drinsteckt.

2) Was macht zukunftsfähige regionale Versorgungsstrukturen aus? Was braucht es, sie zu bilden?

Das Kooperative, einfach regional reicht nicht. Es muss das grosse Ganze dabei sein und das funktioniert im sozialen Nahbereich besser, man sieht, was man macht. Es braucht Wertschätzung für die so erzeugten Produkte, auch finanzieller Art. Ausserdem braucht es den Abbau der Unterstützung des Falschen. Das Gute entsteht vor allem, wenn es gelassen wird.

3) Was ist Dein Steckenpferd, das Du hier präsentiert hast und das Dich begeistert?

Ich habe die politische Brille auf, ich mache politische Beratung. Manchmal ist dies frustrierend, weil das Drehen an den grossen Rädern zäh ist. Doch es ist eine notwendige Ergänzung der kulturellen Bottom-Up-Prozesse. Ab einer gewissen Reife brauchen Bewegungen die politische Unterstützung, damit sie in die Breite kommen. Gute Ideen entstehen nicht in der Politik, doch sie können von ihr aufgegriffen und verbreitert werden.

Wünsche an die gute Fee: 

Bei der GAP (Gemeinsame EU-Agrarpolitik) Vernetzungsstrukturen aufbauen und schnell zu Verbesserungen kommen. Ideen, die da sind in die Breite bringen.

Annabella Yakab, Netzwerk Flächensicherung

1) Was ist Agrikultur für Dich?

Agrikultur – da steckt der Kulturaspekt drin, die Teilhabe der Gesellschaft, die Ernährungssouveränität. Die Kultur mitzugestalten, auf die Bedürfnisse der Menschen, die in diesem Jahrhundert leben, anzupassen. Kultur ist was die Menschen daraus machen. Selber bestimmen, was wir konsumieren und verzehren von der Fläche, Einfluss nehmen auf Kulturlandschaft, denn es geht dabei nicht nur um Naherholung, sondern auch um Nahrungsmittelproduktion und darum resiliente Systeme in der eigenen Region zu stärken.

2) Was macht zukunftsfähige regionale Versorgungsstrukturen aus? Was braucht es, sie zu bilden?

Ich habe ein grosses Interesse für Boden, nicht dafür wie er verteilt wird, sondern auch wie wir mit ihm umgehen. Boden ist ein komplexes Ökosystem, welches wir (wieder) aufbauen und von dem wir leben können. Auch wir sind Teil eines Ökosystems. Es ist immer ein Zusammenspiel komplexer Systeme; es geht nicht darum, dass der Gärtner einfach mehr Gemüse produziert, sondern dazu gehören dann auch eine gute Logistik und Vermarktung. Investitionsförderprogramme für Landwirte, die es anders machen wollen, helfen. Doch entscheidend ist auch, die Steine aus dem Weg zu räumen. Hier braucht es die Kooperation zwischen einzelnen Branchen, der öffentlichen Hand und der Lokalpolitik. Sie müssen ihre Hebel einsetzen, damit Akteure, die neue Strukturen regionaler Versorgung aufbauen wollen, Unterstützung erhalten. Entscheidend ist auch ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln, herauszufinden, was es braucht. Zusammen ein System entwickeln, das sich in der Fläche trägt und das von allen aufgenommen wird. Das Beispiel Ökologische Vorrangflächen – auf manchen Betrieben sind sie einfach nicht sinnvoll integrierbar. Da müssen andere Lösungen gefunden werden. Jede Region hat andere Herausforderungen, entsprechend müssen auch die Fördersysteme regional angepasst sein.

3) Was ist Dein Steckenpferd, das Du hier präsentiert hast und das Dich begeistert?

Ich komme aus einer Bottom up Bewegung, ich habe Ökolandbau studiert und komme von einem Gemüsebaubetrieb. Der Boden ist für mich die Grundlage allen Lebens. Die Motivation für mein Engagement ist, dass ich möchte, dass der Boden gut behandelt, aufgebaut und erhalten wird für nachfolgende Generationen. Dass die Ernährung in Deutschland gewährleistet werden kann und wir nicht in 30 Jahren vor staubtrockenen Äckern stehen. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit zu verstehen, wie die Systeme funktionieren, dieses Wissen anzuwenden und auch Flächeninhaber dafür zu sensibilisieren, dass Flächen besitzen bedeutet zur Ernährungssouveränität beitragen zu können. Gerade auch bei den öffentlichen Flächeneigentümern möchten wir mit unserer Arbeit Verständnis schaffen für eine gute Bewirtschaftung des Bodens. Damit sie ihre Verantwortung übernehmen für öffentliche Flächen als Gemeinwohl. Die „gute fachliche Praxis“ steht in jedem Pachtvertrag, doch gelebt und überprüft wird sie nur selten.  

Wünsche an die gute Fee: 

Das Grundstücksverkehrsgesetz und Agrarstrukturgesetz anwenden, ich wünsche mir das Dinge umgesetzt werden in der Fläche. Dass das wovon wir reden auch gemacht wird. Ins Tun kommen. 

Ich wünsche mir, dass die öffentlichen Flächeneigentümer verstehen, dass lokale Flächenvergabepolitik Ernährungspolitik ist. Dass sie alles in der Hand haben, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und eine lebenswerte Umwelt zu gestalten.

Urs Mauck, Netzwerk Market Gardening / Relavisio

1) Was ist Agrikultur für Dich?

Agrikultur hat verschiedene Ebenen, da ist einerseits der praktische Umgang mit dem Boden und die Produktion von Nahrungsmitteln. Agrikultur hat andererseits was mit der Pflege von Ökosystemen und Umwelt zu tun und beinhaltet auch handwerkliche und gesellschaftskulturelle Aspekte. Essen ist ja Kultur, ist nicht nur ernährungsphysiologisch wichtig sondern hat auch einen sozialen Aspekt.

2) Was macht zukunftsfähige regionale Versorgungsstrukturen aus? Was braucht es, sie zu bilden?

Bei Regenerativer Landwirtschaft geht es darum, über die Produktionsweise Bodenfruchtbarkeit und darüber hinaus funktionierende Agrar-Ökosysteme aufzubauen, die sich selber erhalten, die stabil sind und die selber wachsen, so dass mehr Energie, mehr Leben, mehr Produktivität entsteht. Als Nebeneffekt gesunder Agrar-Ökosysteme entstehen Ressourcen, die wir als Menschen nutzen können. Jede Pflanze kreiert einen Überschuss, den sie nicht mehr braucht. 

Energie-Akkumulation – Sonnenenergie wird in Form von Biomasse und Leben gespeichert. 

Wenn man das gut pflegt, dann kann man etwas entnehmen ohne dass das System darunter leidet bzw. weniger wird. Denn es wird ein Überschuss generiert.

In der öffentlichen Diskussion fokussieren wir uns auf CO2 und andere Klimagase, das ist gut zu vermitteln und rüttelt die Leute auf. Doch ich glaube nicht, dass CO2 das drängenste Problem, ist, das wird haben, sondern dass wir in einer mega krassen Weise Ökosysteme zerstören / schädigen, so dass sie sich nicht mehr regenerieren und diesen Überschuss dann nicht mehr generieren. 

Wir können uns Ökosysteme auf unserem Planeten vorstellen wie die Organe in unserem Körper. Und wir wissen, was es bedeutet, wenn Organe geschädigt sind. Wir sind jetzt an diesem Punkt, wo der Planet, auf dem wir leben mit seinen Ökosystemen, nicht mehr richtig funktioniert. 

Und diese Idee, dass Landwirtschaft vielleicht noch ein bisschen CO2 speichern kann…. Aus meiner Sicht ist es so, dass es wenn es gut läuft, der Überschuss ausreicht, um die Energie zu ersetzen, die wir verballern. Nicht mehr. Denn auch regenerative Landwirtschaft verbraucht Energie.

3) Was ist Dein Steckenpferd, das Du hier präsentiert hast und das Dich begeistert?

Das ist die Regenerative Landwirtschaft und da vor allem die Bodenfruchtbarkeit. Im Kern geht es mir darum, zu vermitteln, dass Regenerative Landwirtschaft eine Haltung ist, und kein Massnahmenkatalog. Es geht um ein Verständnis darüber wie Boden funktioniert. Wie die Interaktion zwischen Pflanzen und Mikroorganismen im Boden passiert, wie Ökosysteme funktionieren, wie sich Wasser in Landschaft verhält. Und wenn ich das weiter denke, dann…. es reicht ja nicht Regenerative Landwirtschaft zu machen, selbst wenn wir jetzt alle fruchtbaren Boden hätten und keine Spritzmittel bräuchten, dann gibt es ja noch die anderen Krisen. Wir müssen ein regeneratives Handeln als Menschheit schaffen. Wenn ich verstanden haben, wie die Prozesse in der Natur funktionieren, dann ist die nächste Ebene auch im sozialen und im wirtschaftlichen andere Dinge auszuprobieren. Und da sind wir dann ganz schnell bei Regionalität, dem direktem Bezug zu den Menschen, die das essen, was wir produzieren. Und dann komme ich auch aus dem Weltbild der Konkurrenz raus. Natur ist kein Konkurrenzsystem, das ist ein Kooperationssystem. Aus dem Kontext gerissene Interpretationen von Darwins ‚Survival of the fittest‘ ist mit eine der Ursachen, dass wir heute dieses Bild der Konkurrenz haben. Doch es geht darum, wer am besten angepasst ist, nicht darum wer am stärksten ist. Miteinander kooperieren kann passender sein und damit zu mehr Stärke führen. 

Unser Planet ist  nicht so erfolgreich, weil er ein Konkurrenz-System ist, sondern weil er ein Riesen-Kooperations-System ist. Entsprechend ist ein Schädling kein Problem sondern ein Symptom. Er erfüllt eine Funktion im grossen Ganzen. 

Wunsch an die gute Fee:

Dass Landschafts- und Siedlungsplaner verstehen wie natürliche / ökologische Zusammenhänge funktionieren und dass wir es erreichen das Paradies auf Erden zu erhalten

Tip für youtube: The lessons of the loess plateau (China)

PANEL Soziale Landwirtschaft

Mit Lena Franke (Uni Witzenhausen), Thomas van Elsen (www.petrarca.info) und Jiri Prachar (AMPI, Prag). Wir waren neugierig auf die Position der ReferentInnen zu bestimmten Fragen – hier ihre Antworten:

Lena Franke (Uni Witzenhausen)

1) Was ist für Dich Agrikultur?

Rückkehr zu unseren Ursprüngen, uns diese bewusst machen. Landwirtschaft nicht als Berufssparte sondern als etwas, das mit unserem Alltag, unserem Leben verbunden ist.

2) Was kann soziale Landwirtschaft, was „normale“ Landwirtschaft nicht kann?Was sind ihre Stärken?

Soziale Landwirtschaft kann Landwirtschaft erweitern, sie kann Türöffner sein für eine Bewusstwerdung der Landwirtschaft. Inklusion der Landwirtschaft in Gesellschaft und andersherum. Ich denke Soziale Landwirtschaft ist ein Mittel für alle, um wieder mit der Lebensmittelproduktion in Verbindung zu kommen und daran teilzunehmen. 

3) Was ist Dein Steckenpferd bei diesem Thema? Was begeistert Dich?

Mit Menschen in Kontakt zu kommen, es ihnen ermöglichen zurück zum Ursprung zu kommen,  persönlich zu wachsen. Ich möchte Räume schaffen, wo wir unsere Vision von ökologischer und sozialer Landwirtschaft denken können und dies auch im Sinne von Begleitung und Beratung. 

Thomas van Elsen (www.petrarca.info)

1) Was ist für Dich Agrikultur?

Landwirtschaft neu zu denken, so dass nicht nur Lebensmittel erzeugt werden und Natur ausgebeutet wird, sondern dass es sich in Richtung eines Nehmens und Gebens entwickelt. 

2) Was kann soziale Landwirtschaft, was „normale“ Landwirtschaft nicht kann?Was sind ihre Stärken?

Wieder mehr Menschen in Landwirtschaft zu inkludieren und auch die Perspektive einer ökologischen und sozialen Inklusion. Das meint pflegende Zuwendung sowohl zur Natur, zu Pflanze und zum Tier als auch zum Menschen zu entwickeln. 

3) Was ist Dein Steckenpferd bei diesem Thema? Was begeistert Dich?

Landwirtschaft neu denken und damit auch eine Perspektive für eine soziale Landwirtschaft entwickeln. Wenn viele Menschen diese als sinnvoll erachten und bereit sind es auszutesten, dann möchte ich der vernetzende Part sein. Ich bin schon lange an dem Thema dran. Ich möchte die Spinne im Netz sein, Menschen und Initiativen unterstützen und begleiten und an der Erweiterung der Sozialen Landwirtschaft mitarbeiten. 

Jiri Prachar (AMPI, Prag)

1) Was ist für Dich Agrikultur?

Ich bin Landwirt. Und da sind gerade immer viele Begriffe… regenerative Landwirtschaft, pfluglose Landwirtschaft, carbon farming…. Eigentlich ist doch alles ökologische Landwirtschaft und es sind jeweils nur verschiedene Aspekte auf die fokussiert wird. Bei der biodynamischen Landwirtschaft ist oft auch eine soziale Initiative dabei. 

Ein Aspekt, der gerade viel diskutiert wird: Es ist so trocken, man soll nicht so viel pflügen, das Bodenleben nicht stören… Doch so etwas ist immer nur richtig in einem bestimmten Moment, an einem bestimmten Ort. Das kann man nicht generalisieren, immer ohne Pflug. Manchmal braucht es doch mal eine tiefere Lockerung. Landwirtschaft ist auch Kunst oder Handwerk. Die regenerative Produktionsweise ist oft gut, weil wir keine Winter mehr haben. Da ist die dauerhafte Bodenbedeckung gut. Frostgare kein Thema mehr. 

Agrikultur – da gehört auch der soziale Aspekt dazu, nicht nur an den Ertrag und sich selbst denken, sondern auch an die Natur, die Kulturlandschaft. Keine industrielle Lebensmittelproduktion machen. 

2) Was kann soziale Landwirtschaft, was „normale“ Landwirtschaft nicht kann?Was sind ihre Stärken?

Was ist denn normale Landwirtschaft? Es braucht den sozialen Aspekt in der Landwirtschaft und der fehlt heute oft. Das Soziale ist eine Herausforderung. Das bedeutet an sich selber zu arbeiten. Auch besonders in schwierigen Situationen, an sich arbeiten und dann so zu reagieren, dass man nicht sich selber und auch den anderen nicht verletzt. So entwickelt man sich als Mensch weiter. Oft gibt es Konflikte, die nicht gelöst werden und dann geht der Hof kaputt. Häufig auch Beziehungen, welche Menschen bleiben heute schon länger als 5 Jahre zusammen.

Das soziale Feld ernster nehmen, das braucht es. Was unsere Konflikte kosten! Nur weil wir nicht sozialfähig sind.  Krieg als das letzte Stadium. 

3) Was ist Dein Steckenpferd bei diesem Thema? Was begeistert Dich?

Es macht mir Spass mit Menschen zu arbeiten, das ist schon lange so. Was ich an der pädagogischen Arbeit liebe, ist, wenn man im anderen Menschen die versteckte Qualität, den Schatz entdeckt, der rauskommt. Der Moment wo man weiss, das macht Sinn, was man tut. Wie einen Edelstein finden ist das. 

Als ich das erste Mal auf einen Hof kam, auf dem Behinderte mitarbeiteten, da gab es gerade eine Beerdigung. Eva, eine Frau mit Down-Syndrom war gestorben. Und die Kirche war voll, ganz viele Menschen waren gekommen, um sich von dieser Frau zu verabschieden. Und dann habe ich ihre Geschichte erfahren. Sie war in diesem Dorf auf die Welt gekommen, als 4. Kind einer Familie, die fast zerrüttet war. Dann noch ein behindertes Kind – doch Eva brachte so wie sie war die Liebe in diese Familie und machte sie mit ihrer Präsenz wieder heil. Und auch für viele Menschen im Dorf wurde sie sehr wichtig. Für mich stellt sich immer wider die Frage: Brauchen Behinderte unsere Unterstützung oder profitieren nicht wir sehr von dem, was sie uns geben oder von den Herausforderungen, vor die sie uns stellen?

PANEL Make the cow green again

Mit Prof. Dr. Andreas Gattinger (Uni Giessen),Sonja Kay (Agroscope Zürich) und Fredi Rutschmann (Hof Gasswies). Wir haben den ReferentInnen einige Fragen gestellt, die uns interessieren. Hier ihre Stimmen:

Prof. Dr. Andreas Gattinger, Uni Giessen

1) Was ist Agrikultur für Dich?

Wörtlich übersetzt – das Land zu kultivieren, Landwirtschaft mit allen Beteiligten zu betreiben. Einflechten möchte ich, dass für mich zu dem Begriff auch Bauer, bäuerliche Landwirtschaft dazu gehört. Und Bauer, das kommt aus dem mittelhochdeutschen und bedeutet Dorfgenosse / Nachbar. Landwirtschaft begreifen als „einer von uns“ macht’s, dann ist auch die Spaltung von Stadt und Land kein Thema.

2) Was kann Landwirtschaft / Ernährung beim Thema Klimawandel beitragen?

Landwirtschaft hat beim Thema Klima eine dreifache Rolle: 1. Sie ist der Sektor, der am stärksten vom Klimawandel betroffen ist. 2. Landwirtschaft trägt über Emissionen Mitschuld am menschengemachten Klimawandel 3. Gute Landwirtschaft kann Teil der Lösung sein, auch mit klimapositiven Aktivitäten, z.B. Baumwirtschaft im gemischten System, Dauerkulturen. Im Holz kann der Kohlenstoff über Generationen gebunden werden, erst als Baum und dann als Nutzholz in der Baumwirtschaft.

3) Was ist Dein Steckenpferd, das Du hier präsentiert hast und das Dich begeistert?

Der Systemblick, der Blick auf’s Ganze und wie alles zusammenhängt, auch wenn das sehr schwer zu erfassen ist. Wie Co2 rein und raus kommt, das ist im Boden leicht zu messen. Doch rauszufinden, was verschiedene Massnahmen / Betriebsweisen für das gesamte System, den Klimawandel bedeuten, das ist extrem schwierig, doch genau das finde ich auch sehr spannend.

In der Wissenschaft gibt es aus gutem Grund die verschiedenen Fachdisziplinen, doch für eine Transformation braucht es mehr als Sektoren-Denken, das gesamte System muss betrachtet werden, um dann die richtigen politischen Entscheidungen zu fällen und die Gesellschaft mitzunehmen. „Die Kuh ist ein Klimakiller“, so ein plakativer Spruch macht’s es schlimmer und ist nicht hilfreich. 

Sonja Kay, Agroscope Zürich

1) Was ist Agrikultur für Dich?

Agrikultur, das ist für mich das Bewirtschaften von Landschaft, nicht nur Feldern, um etwas zu produzieren, ein Produkt zu erhalten. Kultur, das beinhaltet auch Tradition und was sich daraus entwickelt und die Kultur drumherum, die entsteht. Zum Beispiel die Kirschbäume im Basel-Land und der Kirsch als Kulturtradition in dieser Region. Oder die Walnüsse und die Bündner Nusstorte in Graubünden.

2) Was kann Landwirtschaft / Ernährung beim Thema Klimawandel beitragen?

Viel, weil wir durch unsere Ernährung entscheiden, was und wie angebaut wird, was in der Region auf den Feldern steht. Die Komsumenten können und müssen viel mit regeln. Produzenten, Konsumenten und Politik müssen Hand in Hand arbeiten. Die Wertschöpfung muss auch da sein, Produzenten können vorschlagen, doch Konsumenten müssen auch kaufen, klimaschonend konsumieren.

3) Was ist Dein Steckenpferd, das Du hier präsentiert hast und das Dich begeistert?

Agroforst ist ein spannendes System. Ich komme vom Hof und habe Forstwirtschaft studiert. Im einen System hat man Erträge erst in 100 Jahren, im anderen nach einem Jahr. Warum kombiniert man die Systeme nicht? Streuobstwiesen sind wunderschön, die Landschaft um Tübingen rum. Diese alten Systeme kann man wieder nutzen, als moderne Agroforstsysteme. So dass man unter den heutigen Bedingungen bewirtschaften kann, maschinell und wirtschaftlich interessant. Der Klimawandel ist da, es braucht resiliente Lösungen. Extremwetterereignisse werden zunehmen, ich hoffe, dass Bäume diese puffern können. Erfahrungen in Frankreich zeigen z.B., dass Getreide im Agroforst nicht so schnell notreif wird.

Fredi Rutschmann, Hof Gasswies

1) Was ist für Dich Agrikultur?

Das ist die Verbindung vom Mensch zu der Landwirtschaft. Wir müssen eine neue Kultur entwickeln, die die Leute mit der Landwirtschaft verbindet. Ich sehne mich nach Verbindung. Die Sehnsucht Leute mit meinem Hof zu verbinden, das ist Kultur. Wir sind am Dorf, ich ernähre sie und das Dorf hat die Aufgabe, dass ich davon leben kann. Ich möchte eine gute Landwirtschaft machen, so dass das Dorf in einer schönen Gegend wohnt, mit schönen, bunten Kulturen. Die Welt braucht Sesshaftigkeit. Wir müssen es schaffen, dass die Mensch im Dorf bleiben möchten. Wenn wir es schaffen, dass es schöne Landschaften gibt – zum Beispiel ein Leinfeld um die Mittagszeit, das ist wie ein Meer – dann braucht man nicht mehr fliegen, um ans Meer zu kommen. Da wo wir sind gefällt es uns dann. Und wenn wir auch die Lebensmittel produzieren, die das Dorf will. Dann wird’s bunt. Und wenn die im Dorf dann schauen, dass ich davon leben kann, dann ist es ein Traum von mir, dass ich die Subventionen zurückzahle, dass ich die gar nicht mehr brauche. 

2) Was kann Landwirtschaft / Ernährung beim Thema Klimawandel beitragen?

Landwirtschaft als Gemeinschaft von Menschen und dann sind wir verantwortlich für das Klima. Wir uns so ernähren, dass das Klima geschont wird. Wir uns als Menschen zum Hof stllen, wieder persönlich werden. So dass ich als Bauer für Dich produziere. Das grosse Ganze mit vielen kleinen Bausteinen. Alle zusammen werden dann mit Fruchtbarkeit gedankt. 

Ich habe mir vorgenommen, den Hof mal fruchtbarer wieder abzugeben, als ganzen Ort gedacht. Ich habe lange gebraucht bis ich die ökologische Landwirtschaft verstanden habe, dann die Zusammenhänge und mittlerweile kann ich annähernd das Konzept des Organismus verstehen. Es geht nicht um einzelne Betriebszweige, es geht immer um das Gesamtkonzept. Da werden Unkräuter zu Zeigerpflanzen. Und es geht nicht mehr darum zu kämpfen, sondern zu schauen, was Dir die Pflanze zeigt. Da kommt dann der Punkt, wo die Natur Dich an die Hand nimmt und Dich führt. Du musst nur noch betrachten. Diese Erfahrung wünsche ich jedem jungen Landwirt. Denn ab da vertraust Du Deinem Bauchgefühl. 

Wir machen seit vielen Jahren kuhgebundene Kälberaufzucht auf dem Hof… dieser Moment, wenn die Kälber an den Kühen trinken und die Kuh dann so einen Frieden ausstrahlt, das zu sehen ud zu spüre macht mir immer wieder Mut weiterzumachen. Das möchte ich auch anderen vermitteln. Die Erfahrung dieses Momentes, wo das passiert. Ich geniesse dies heute immer noch wie am 1. Tag. 

Ich lerne von den Kühen. Sie weiden, geben Milch und Fleisch und der Boden wird fruchtbarer. Dieses Beispiel zu erleben ist der Antrieb für mich, Landwirtschaft immer weiterzuentwickeln und weiterzumachen.

3) Was ist Dein Steckenpferd, das Du hier präsentiert hast und das Dich begeistert?

Das ist z.B. die Auseinandersetzung damit wie der Hof in Gemeinschaft geht, wie wir das umsetzen können. Und die persönliche Veränderung, die es dabei braucht. Ich versuche alle Entscheidungen, die ich auf dem Hof fälle, mit dem Wir-Gedanken zu fällen. Bei jeder Entscheidung überprüfe ich kurz: Was ist gut für das Ganze, für den Hof. Statt ich wir. Das ist nicht einfach, doch es entsteht etwas ganz anderes daraus. Bei der Stallplanung haben wir beschlossen nicht nur eine einfache Heutrocknung zu bauen, wie wir sie für die Kühe bräuchten, sondern diese gleich so konstruieren, dass wir auch Getreide und Hackschnitzel trocknen können. Und den Melkstand haben wir so konzipiert, dass er dank einer Zwischen-Desinfektion die beste Milchqualität ermöglicht. Dies ist wichtig falls wir zukünftig mal eine eigene Milchverarbeitung auf dem Hof haben. Ich schaue, dass immer alle etwas von den Entscheidungen haben. 

Beim Klimawandel zählt die Vielfalt, es braucht diese ganzen Bausteine: Acker, Wald und Grünland verbinden, Mehrnutzungssysteme, Aufbereitung des Komposts, Bindung von Nährstoffen, regenerative Landwirtschaft, Begrünung des Ackers, so dass ständige Photosynthese möglich ist. Das Ganze zusammen braucht es, wir müssen das Organismusdenken wieder aktivieren.