Es ist ein vergleichsweise kleines Grüppchen Menschen, die sich an diesem Mittwoch in der Werkstatt des Lernort Kunzenhof zusammenfinden, wohl ahnend, dass das Thema des Film- und Vortragabends im Juli keine leichte Kost ist. Doch trotz aller Vorahnungen – was die ZDF-Dokumentation „Geheimsache Tiertransporte. Wenn Gesetze nicht schützen“ enthüllt, lässt allen Anwesenden den Atem stocken (die Sendung 37Grad ist noch bis 22.01.2019 nachzuschauen unter
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-geheimsache-tiertransporte-100.html).
Schon die Idee lebende Tiere über Strecken von tausenden von Kilometern aus Europa bis in den Nahen Osten zu befördern, um sie anschließend zu töten, scheint absurd, und dem Tierwohl kaum förderlich. Was viele Kälber, Rinder, trächtige Kühe, Schafe, Schweine und andere Tiere jedoch auf diesen Langstreckentransporten erleiden müssen, sorgt für blankes Entsetzen. Wir sehen Bilder von Tieren, die an den EU-Außengrenzen bei fast 40 Grad Hitze bis zu 3 Tage auf engstem Raum eingepfercht auf eine Abfertigung der Transporte warten und nicht wenige, die durch Hitze, Stress, Durst und Verletzungen qualvoll sterben. Weitere schreckliche Szenen haben TierschützerInnen heimlich in den Schlachthöfen der Zielländer des nahen Osten gefilmt: gequälte Rinder, denen die Augen ausgestochen, und auf dem Weg ins Schlachthaus die Beinsehnen durchschnitten werden. Zu kurze Schlachtmesser führen dazu, dass das rituelle Schächten nicht mit nur einem einzigen Schnitt erfolgt, sondern die Tiere erst nach mehrfachen Messerstichen schließlich sterben…
[KEINE WORTE]
Nach diesen verstörenden Bildern braucht es einige Minuten, bis sich alle soweit gesammelt haben, um der Initiative des Landwirts Bernd Hug vom Baldenweger Hof zu folgen. Wie die im Film portraitierten Landwirte, die ihre jungen Miilchkälber an Mastbetriebe in Niedersachen verkauft hatten und erst durch die Recherche des ZDF vom weiteren Schicksal einiger der Tiere erfuhren, ist Hug von den Enthüllungen zutiefst erschüttert und fühlt sich zum Handeln getrieben. Um den Tiertransporten auf lokaler Eben etwas entgegen zu setzen, kauft er seit 2018 nur noch Kälber von regionalen Milchviehbetrieben für seinen Mastbetrieb im Dreisamtal (auch wenn gezüchtete Milchvieh-Rassen dafür weniger geeignet sind als Zweinutzungsrinder wie Vorder- oder Hinterwälder).
Und Hug appelliert auch eindringlich an die BürgerInnen, beim Einkauf vor allem von Milch- und Fleischprodukten auf nach der Herkunft zu fragen und auf Regionalität zu achten, wie z.B. durch Direktkauf in Hofläden wie dem des Baldenweger Hofs. Seine Initiative ist nachzulesen unter:
http://www.baldenwegerhof.de/pdf/dreisamtaelerbericht.pdf
Immerhin kleine Schritte, aktiv zu werden, wo europäische Gesetze außer Kraft gesetzt sind. NachahmerInnen und MitstreiterInnen braucht es!
Weitere Informationen (aktuell im Juli 2018):